mupliss
04.10.2014, 22:15
An dieser Stelle mal eine kleine Kunde für alle, die es interessiert.
Wir haben intern darüber gesprochen, dass es sehr hilfreich ist, wenn eine vorgestellte oder zum Verkauf angebotene Rute so beschrieben wird, dass man sich ein Bild davon machen kann, wie die Rute wirklich ist.
Natürlich geht nichts darüber, eine Rute in der Hand zu halten, sie zu werfen und mit ihr zu drillen und sich dann eine Meinung zu bilden.
In der Hand halten geht meist bei Ruten im Angelladen, aber nicht bei eBay oder hier oder bei Kleinanzeigen. Man kauft also generell erstmal die Katze im Sack, wenn man eine unbekannte und nicht beschriebene Rute kauft.
Worin unterscheiden sich also die Blanks der Ruten?
Unabhängig von CFK, GFK oder Split-Cane haben Rutenblanks unterschiedliche Biegeeigenschaften.
Es wird von "schnell" und "langsam", fast-taper und slow-taper gesprochen. Von compound, von progressiv, von tipflex, midflex und von fullflex.
Die Firma ABU hat in den 1970er Jahren versucht, die Biegekurven von Blanks in 1/8 Schritte zu definieren. 1/8 ist also nur die Spitze, 4/8=1/2 also die halbe Rute und 8/8 die ganze Rute.
Die Art der Einteilung ist meiner Meinung nach perfekt, wenn es darum geht, sehr feine Unterschiede zwischen annähernd gleichen Blanks zu erforschen. Für eine generelle Unterteilung reicht eine wesentlich einfachere Gliederung:
1. Tipflex=Fasttaper=Spitzenaktion
2. Midflex=Mediumtaper=Mittlere Aktion
3. Fullflex=Slowtaper=Durchgehende Aktion
Was muss man über diese drei Taper wissen?
Alle drei haben ihre Berechtigung.
Beispiel 1: Long Range Trotting am Fluss, also auf 70m oder 100m mit einer Pose einen Köder zu präsentieren erfordert eine Rute, mit der man auf diese Distanz auch einen Anhieb durch bringt. Hier ist Tipflex angesagt. Wenn man hier eine Fullflex fischt, kann man Anschlagen, ohne dass am Haken irgendetwas ankommt - schlecht.
Beispiel 2: Schleie oder Karpfen vor einem Seerosenfeld. Hier muss man u.U. "Hook & Hold" fischen, also dem Fisch keinen Zentimeter Schnur geben, ihn aber trotzdem ausdrillen. Das geht mit einer Fullflex, die jede Flucht pariert. Bei einem Fasttaper schlitzt der Fisch bei der ersten Flucht aus - schlecht.
Die Midflex verkörpert seit 50 Jahren den Typus Rute mit einer sensiblen Spitze und einem Handteil / der unteren Hälfte, die entsprechend Druck aufbauen kann. Das sind die Ruten, die modern "progressiv" heißen, als wäre es eine neue Erfindung.
Gerade bei hochwertigen Split-Cane Döbel-/Barbenruten der 50er/60er/70er Jahre ist dieses Midflex Verhalten anzutreffen.
Was ist denn jetzt ein Compound-Taper und wie unterscheiden sich die o. g. Blanks im Aufbau?
Tipflex: Blank mit großer Steigung, d.h. großer Konus von Spitze zu Handteil (z.B. 3mm auf 30mm).
Fullflex: Blank mit geringer, bis gar keiner Steigung, d.h. fast kein Konus von Spitze zu Handteil (z.B. 3mm auf 12mm).
Midflex: Blank mit anfangs geringer Steigung, d.h. wenig Konus bis zur Mitte der Rute und dann große Steigung von Mitte zum Handteil (z.B. 3mm auf 12mm auf 30mm).
Der Begriff Compound-Taper wird gerade bei Karpfenruten oftmals völlig falsch verwendet. Ein Compound-Taper ist eine sehr spezielle Blankform, wie eine Rakete: konische Spitze, gerades Mittelteil ohne Steigung und dann wieder konisches Handteil.
Hier hat man also erstmal eine weiche Spitze, dann ein langes weiches Mittelteil und anschließend ein Handteil mit "Block".
Warum Testkurve? Wie viel Wurfgewicht?
Die Testkurve, TC=testcurve, beschreibt die Kraft, unter der ein Blank einen 90° Bogen beschreibt.
Man hält also die Rute horizontal und eine Gewichtskraft lenkt die Rute aus.
Bei einer TC von 1lb = 453g wird also die Rute um 90° nach unten gebogen. Aber eben bei der Tipflex die Spitze und bei der Fullflex die ganz Rute.
Das Wurfgewicht entspricht in der Regel der Testkurve in Unzen (oz).
1lb TC = 1oz CW (casting weight) = 28g
1,5lb TC = 1,5oz CW = 42g
2lb TC = 2oz CW = 56g
....
Feeling und Rückstellkräfte?
Warum fühlen sich jetzt CFK, GFK oder SC Ruten bei gleicher Länge, gleicher Aktion und gleicher Testkurve unterschiedlich an?
Antwort: Gewicht und Konstruktion.
Beispiel: Wir haben zwei GFK Ruten, 10ft, 1lb, Fullflex.
Die erste Rute wiegt 200g, die zweite Rute 350g.
Als erstes stellt man meist fest, dass die schlechtere Rute kopflastig ist, weil sie einfach mehr wiegt.
Aber dieses Mehrgewicht macht sich auch im Handling bemerkbar.
Beide Rute werden kurz "angeschwungen", als wenn man kurz wirft.
Der bessere Blank beruhigt sich jetzt schneller. Es ist der leichtere Blank, der weniger Massenträgheit mitbringt, wodurch das Abklingen viel besser funktioniert. Der schwere Blank schwingt länger nach.
Jetzt bitte nicht vergessen: beide Blanks haben die gleiche TC. Der leichtere schafft diese TC aber eben durch Technologie / Aufbau der Matten. Nicht durch "Mehr-Material".
So erkennt man im direkten Vergleich sehr schnell die Unterschiede von z.B. GFK Blanks von Hardy oder B&W zu Noname Blanks...
Wir haben intern darüber gesprochen, dass es sehr hilfreich ist, wenn eine vorgestellte oder zum Verkauf angebotene Rute so beschrieben wird, dass man sich ein Bild davon machen kann, wie die Rute wirklich ist.
Natürlich geht nichts darüber, eine Rute in der Hand zu halten, sie zu werfen und mit ihr zu drillen und sich dann eine Meinung zu bilden.
In der Hand halten geht meist bei Ruten im Angelladen, aber nicht bei eBay oder hier oder bei Kleinanzeigen. Man kauft also generell erstmal die Katze im Sack, wenn man eine unbekannte und nicht beschriebene Rute kauft.
Worin unterscheiden sich also die Blanks der Ruten?
Unabhängig von CFK, GFK oder Split-Cane haben Rutenblanks unterschiedliche Biegeeigenschaften.
Es wird von "schnell" und "langsam", fast-taper und slow-taper gesprochen. Von compound, von progressiv, von tipflex, midflex und von fullflex.
Die Firma ABU hat in den 1970er Jahren versucht, die Biegekurven von Blanks in 1/8 Schritte zu definieren. 1/8 ist also nur die Spitze, 4/8=1/2 also die halbe Rute und 8/8 die ganze Rute.
Die Art der Einteilung ist meiner Meinung nach perfekt, wenn es darum geht, sehr feine Unterschiede zwischen annähernd gleichen Blanks zu erforschen. Für eine generelle Unterteilung reicht eine wesentlich einfachere Gliederung:
1. Tipflex=Fasttaper=Spitzenaktion
2. Midflex=Mediumtaper=Mittlere Aktion
3. Fullflex=Slowtaper=Durchgehende Aktion
Was muss man über diese drei Taper wissen?
Alle drei haben ihre Berechtigung.
Beispiel 1: Long Range Trotting am Fluss, also auf 70m oder 100m mit einer Pose einen Köder zu präsentieren erfordert eine Rute, mit der man auf diese Distanz auch einen Anhieb durch bringt. Hier ist Tipflex angesagt. Wenn man hier eine Fullflex fischt, kann man Anschlagen, ohne dass am Haken irgendetwas ankommt - schlecht.
Beispiel 2: Schleie oder Karpfen vor einem Seerosenfeld. Hier muss man u.U. "Hook & Hold" fischen, also dem Fisch keinen Zentimeter Schnur geben, ihn aber trotzdem ausdrillen. Das geht mit einer Fullflex, die jede Flucht pariert. Bei einem Fasttaper schlitzt der Fisch bei der ersten Flucht aus - schlecht.
Die Midflex verkörpert seit 50 Jahren den Typus Rute mit einer sensiblen Spitze und einem Handteil / der unteren Hälfte, die entsprechend Druck aufbauen kann. Das sind die Ruten, die modern "progressiv" heißen, als wäre es eine neue Erfindung.
Gerade bei hochwertigen Split-Cane Döbel-/Barbenruten der 50er/60er/70er Jahre ist dieses Midflex Verhalten anzutreffen.
Was ist denn jetzt ein Compound-Taper und wie unterscheiden sich die o. g. Blanks im Aufbau?
Tipflex: Blank mit großer Steigung, d.h. großer Konus von Spitze zu Handteil (z.B. 3mm auf 30mm).
Fullflex: Blank mit geringer, bis gar keiner Steigung, d.h. fast kein Konus von Spitze zu Handteil (z.B. 3mm auf 12mm).
Midflex: Blank mit anfangs geringer Steigung, d.h. wenig Konus bis zur Mitte der Rute und dann große Steigung von Mitte zum Handteil (z.B. 3mm auf 12mm auf 30mm).
Der Begriff Compound-Taper wird gerade bei Karpfenruten oftmals völlig falsch verwendet. Ein Compound-Taper ist eine sehr spezielle Blankform, wie eine Rakete: konische Spitze, gerades Mittelteil ohne Steigung und dann wieder konisches Handteil.
Hier hat man also erstmal eine weiche Spitze, dann ein langes weiches Mittelteil und anschließend ein Handteil mit "Block".
Warum Testkurve? Wie viel Wurfgewicht?
Die Testkurve, TC=testcurve, beschreibt die Kraft, unter der ein Blank einen 90° Bogen beschreibt.
Man hält also die Rute horizontal und eine Gewichtskraft lenkt die Rute aus.
Bei einer TC von 1lb = 453g wird also die Rute um 90° nach unten gebogen. Aber eben bei der Tipflex die Spitze und bei der Fullflex die ganz Rute.
Das Wurfgewicht entspricht in der Regel der Testkurve in Unzen (oz).
1lb TC = 1oz CW (casting weight) = 28g
1,5lb TC = 1,5oz CW = 42g
2lb TC = 2oz CW = 56g
....
Feeling und Rückstellkräfte?
Warum fühlen sich jetzt CFK, GFK oder SC Ruten bei gleicher Länge, gleicher Aktion und gleicher Testkurve unterschiedlich an?
Antwort: Gewicht und Konstruktion.
Beispiel: Wir haben zwei GFK Ruten, 10ft, 1lb, Fullflex.
Die erste Rute wiegt 200g, die zweite Rute 350g.
Als erstes stellt man meist fest, dass die schlechtere Rute kopflastig ist, weil sie einfach mehr wiegt.
Aber dieses Mehrgewicht macht sich auch im Handling bemerkbar.
Beide Rute werden kurz "angeschwungen", als wenn man kurz wirft.
Der bessere Blank beruhigt sich jetzt schneller. Es ist der leichtere Blank, der weniger Massenträgheit mitbringt, wodurch das Abklingen viel besser funktioniert. Der schwere Blank schwingt länger nach.
Jetzt bitte nicht vergessen: beide Blanks haben die gleiche TC. Der leichtere schafft diese TC aber eben durch Technologie / Aufbau der Matten. Nicht durch "Mehr-Material".
So erkennt man im direkten Vergleich sehr schnell die Unterschiede von z.B. GFK Blanks von Hardy oder B&W zu Noname Blanks...